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Superman? Supergirl?

... Der Preis den wir dafür bezahlen ist hoch. Wir wehren uns gegen eine Entwicklung und Entfaltung in der Beziehung, unterdrücken unser Potenzial und setzen uns gegen alles zur Wehr, was uns schwierig und als Gefahr für die idealisierte Zweisamkeit erscheint. Es macht uns Angst zu sein, was wir sind und so träumen wir uns als "Superman und Supergirl"...  Ein richtiger Mann muss ein harter Kerl sein; wenn er Weichheit und Zärtlichkeit zulässt könnte er vielleicht ein verkappter Schwuler sein...! Frauen wiederum müssen ihre ganze Energie in die Erhaltung  ihrer Schönheit stecken, später in das Erhalten der wunderbaren Familienfassade hinter der sich alles um die Kinder, den erfolgreichen Ehemann, Haus und Garten dreht. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht und der Druck ist groß sich den Feindseligkeiten des eigenen Geschlechtes zu erwehren.

Wir ärgern uns über die patriarchale Gesellschaft die diese Gebote diktiert und doch lassen wir uns von diesen "Werten" bestimmen, aus Angst, nicht begehrenswert und liebenswürdig zu sein. So wird eigentlich der Partner zu einem Gegner der unbedingt unter Kontrolle gehalten werden muss. Der Kampf der Geschlechter  wird dennoch mit allen Mitteln ausgetragen, von lautstark und dramatisch bis sehr subtil und still im Verborgenen. Kampf bleibt immer Kampf! Aber warum ist das so? Hat Adam vielleicht Angst, wenn er Eva nicht kontrollieren kann und sie sich ihm unterwürfig zeigt, dass er von ihr kontrolliert und unterdrückt wird? Warum denken eigentlich beide meistens in: "Er oben und Sie unten" und nicht in "gleichwertig nebeneinander"? Das gilt natürlich auch umgekehrt. Wie könnte es uns gelingen mehr in "gleich und gleich" zu denken, ohne uns immer wieder auf Machtspielchen einzulassen wo es eigentlich keinen Gewinner sondern nur zwei Verlierer gibt?

Bevor wir wieder dem DU Vorwürfe machen, sollten wir erst prüfen, was wir eigentlich von uns selbst halten und über uns denken. Wo können wir uns selbst nicht annehmen, weil wir wissen, dass wir nicht "Supergirl" bzw. "Superman" sind (folglich auch nicht auf "Superman oder Supergirl" treffen werden.) So wie wir uns selbst nicht lieben wie wir sind, so lieben wir auch den anderen nicht wie er ist, sonder nur die Vorstellung davon, wie er sein sollte. Wir mutieren zu perfekten Kriegern in Schlammschlachten. Und je heftiger wir im Schlamm um uns schlagen, umso sicherer versinken wir darin. Wir klagen den anderen an, sind wüten und zornig, weil er nicht das ist, was all unsere Probleme lösen würde. Wir manipulieren und zerren am Anderen, und können dann doch nicht fassen, dass wir immer wieder auf uns selbst zurückfallen. Man fühlt sich wie eine verwünschte Prinzessin/Prinz und hofft auf den richtigen Zauber der alles heilen kann...

Ein Zauberwort heißt sicherlich ACHTUNG. Wenn uns jemand dieses Wort zuruft, halten wir inne. Wenn wir innehalten, nehmen wir unsere Einsamkeit, unsere Leere, unseren Überdruss und unsere Frustration wahr. Wenn wir das aushalten, ist auch schon der wichtigste Schritt getan. Denn in genau diesem Augenblick "hören wir uns zu". Wir haben verlernt oder nie gelernt uns zuzuhören - und dem anderen. Es ist oft sehr schwer sich selbst zu ertragen oder sich selbst auszuhalten. Entwickeln wir aber die Fähigkeit uns in Langeweile und Frustration auszuhalten, ohne gleich wieder abzuspringen um sich mit irgend etwas Interessantem zuzudröhnen, oder frustriert zu jammern, dann wird dies ein wesentlicher Schritt zur Reife. Wichtig ist hier keinen Haken zu schlagen und zu einer Ersatzbefriedigung auszuweichen und sich abzulenken, denn der Ersatz ist niemals die Lösung des Problems.

Wenn wir lernen uns selber zuzuhören, fördern es das "in der Mitte sein". Wenn wir in unserer Mitte sind, sind wir fähig einem DU offen zu begegnen und auch dem DU zuzuhören; zuzuhören ohne Anklage und Rechtfertigung. Es geht ja gar nicht wirklich um das was wir uns gegenseitig vorwerfen, auch nicht darum wer wen unterdrückt oder wer wen verletzt hat, oder wer als erster die Verletzung kassiert hat. Es geht darum zu achten: ich bin verletzt und du bist verletzt. Ich bin verwirrt und du bist verwirrt. Das kann man endlos fortsetzen. Wir können gemeinsam wegen der Verletzungen traurig sein die wir uns gegenseitig zugefügt haben. Wir können uns die Geschichte unserer Verletzung erzählen. Er hilft einfach respektvoll wie Fremde miteinander umzugehen - mit Achtung voreinander und füreinander.

Meistens besteht ein Vakuum zwischen der Geschichte des einen und der des anderen, welches auch nicht in Bezug gesetzt werden soll. Es hilft dieses Vakuum als neutrale Zone zu sehen in der jeder seine Wahrheit finden kann und nicht die Belehrungen des anderen übernehmen muss. Am Anfang ist das sicher schwer. Jedes Vakuum ist schwer auszuhalten. Und auch die Angst und Ungewissheit, ob der andere bleibt und eine Brücke herstellen will, oder ob das Missverständnis den Sieg davon trägt. Es ist sicher nicht einfach, nicht gleich wieder in Rechtfertigungen zu versinken, sondern da zu sein und "die Tür offen zu lassen". Aber so wird erst Platz geschaffen für das Neue.

Eine Aussöhnung der Gegensätze wird möglich, wenn unser inneres Paar aufhört zu kämpfen. Wir verbrauchen weniger Energie für unsere Konflikte und unsere Frustration. Setzen weniger "Spielchen" ein und und werden "runder", authentischer und somit beziehungsfähiger.

Und dann wäre da noch DANKBARKEIT, ebenfalls ein Zauberwort. Keine Partei schuldet der anderen etwas und so kommt auch die Zeit einer neuen Beziehungsform Raum zu geben.

Alles Liebe
Karin